Quelle: Jeversches Wochenblatt
Bürgerstiftung ermutigt Mitbürger zur Übernahme von Verantwortung /
Bereits mehr als 40.000 Mark Stiftungskapital
-ch- Jever. Bei ihren Stiftern und zwanzig Unternehmen in Friesland und Wilhelmshaven bedankte sich jetzt die Betreuerstiftung Jever anlässlich ihrer Betreuerversammlung für ihr Engagement. An Zustiftungen seien bis zum 5. Juni insgesamt 2340 Mark eingegangen. Das Stiftungskapital betrage schon mehr als 40.000 Mark. Das teilten Eberhard Möhwald und Lieselotte Huppertz vom Vorstand der Stiftung mit.
Was am 9. Februar letzten Jahres von 19 Zustiftern angefangen worden sei, sei am 11. Dezember durch Bescheid der Bezirksregierung Weser-Ems zur Betreuer-Stiftung Jever, einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, geworden. Die Betreuer-Stiftung sieht sich als eine Bürgerstiftung, hervorgegangen aus den vom Amtsgericht Jever bestellten ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuern alter oder hilfloser Menschen. Es handelt sich bei diesem Ehrenamt um tatkräftigen bürgerschaftlichen Einsatz für Menschen, die hilfsbedürftig sind. Dabei stehe außer Frage, dass unabhängig vom Lebensalter jeder Mensch ganz plötzlich Hilfe benötigen könne. Hierbei gelte den Stiftern der Gesichts punkt als besonders wichtig, den Bürgern selbstständiges Handeln und Verantwortungsübernahme aufzuzeigen und anderen Menschen Mut zu machen, sich ebenfalls zu beteiligen, erklärten die Vorstandsmitglieder.
Gleichwohl empfahl Möhwald, die Bestellung von Betreuern schon im Vorfeld da durch zu vermeiden, dass Betroffene Menschen ihres Vertrauens Vorsorgevollmachten für Notsituationen ausstellten. „So wird schlicht und einfach staatliches Handeln unnötig“, erklärte Möhwald. Entsprechende und juristisch einwandfreie Formulare, die dem Missbrauch nicht Tür und Tor öffneten, könnten bei der Stiftung unter 04461/945259 angefordert werden.
Zurzeit führen die mittlerweile 74 Stifter insgesamt 114 Betreuungen. Rechne man die eigenen Familienangehörigen (43) heraus, so würden 71 ehrenamtliche Betreuungen für familienfremde Menschen geführt. Hiervon seien 57 so genannte mittellose Betreute. Gegenüber einer kommerziell geführten Betreuung, für die ein Berufsbetreuer je Betreuung pro Monat mindestens 232 Mark aus der Staatskasse erhalte, bekomme der ehrenamtliche Be treuer 50 Mark Aufwandspauschale. Hieraus ergebe sich ein volkswirtschaftlicher Nutzen durch ehrenamtliche Betreuer von etwa 125.000 Mark im Jahr, die die Landeskasse Niedersachsen weniger auszuzahlen hätte.
Wichtig sei außerdem der persönliche Kontakt zwischen Betreuer und Betreuten, der den oft einsamen Menschen zum Beispiel in einem Heim, als Fenster nach „draußen“ diene. In Kenntnis der Bedürfnisse versuche die Betreuer-Stiftung, die Hilfegewährung bei Erholungsmaßnahmen, auch in Form eines Erholungsurlaubs, die Beschaffung von Wohnraum, den Einsatz besonderer Therapien, die Ausstattung von Wohnraum, Inanspruchnahme kultureller Angebote jetzt auch um einen ehren amtlichen Besuchsdienst zu er weitern.
Es sei auch daran gedacht, die Wünsche und Möglichkeiten der Betreuten zu erfassen und zusammen mit den zur Aufnahme der Besuche bereiten Stiftern ab zuarbeiten. Wer interessiert sei, an der Stiftung teilzunehmen, könne dies durch Aufnahme in die Stifterliste tun. „Auch mit einer einmaligen Zustiftung kann der Aufbau unterstützt werden“, betonte Möhwald.
Die ehrenamtliche Übernahme von Verantwortung für einen hilfsbedürftigen Menschen bringe neben den Erkenntnissen für den Betreuer selbst für dessen Umfeld wie Familie, Vereine einschließlich dem Arbeitgeber Vorteile, da wertvolle Erfahrungen weitergegeben werden könnten. Eine Presseerklärung der Stiftung mahnt: „Jeder Bürger, dem im Leben das Gute beschieden war, kann sich glücklich schätzen.“ Wie schnell man der Hilfe anderer bedarf, wissen die Betreuer nur zu gut – ob sie nun für einen Familienangehörigen oder einen Fremden eintreten. Es finden auch Zusammenkünfte der Betreuer statt zum Erfahrungsaustausch, Kennen lernen und für Fragen der Betreuung.